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Wie funktioniert eigentlich Glasfaser-Internet?


02.09.2025

Wie funktioniert eigentlich Glasfaser-Internet?

Ein Klick – und schon startet der Videoanruf. Was wie Zauberei wirkt, ist eine Reise in Millisekunden: Daten verlassen die Wohnung, laufen durch Leitungen unter unseren Straßen, werden in Netzknoten sortiert und ans Ziel geschickt. Immer häufiger geschieht das über Glasfaser, die sich als neuer Standard etabliert hat. In Regensburg erklären die Fachleute der R-KOM – der regionalen Telekommunikationsgesellschaft, die Internet, Telefon und Fernsehen bereitstellt und für den Glasfaserausbau in Ostbayern sorgt – wie diese unsichtbare Infrastruktur funktioniert: meist unbemerkt, aber unverzichtbar.

Der Startpunkt liegt in unseren eigenen vier Wänden. Computer, Tablet oder Smartphone senden ein Signal an das Modem. Dieses wandelt die Daten so um, dass sie über Kabel weitergegeben werden können – bei modernen Anschlüssen als Lichtimpulse durch Glasfaser. Diese Impulse rasen mit bis zu 300.000 Kilometern pro Sekunde durch die Leitungen – nahezu Lichtgeschwindigkeit. Möglich wird das durch den Aufbau der Glasfaser: Im Kern aus hochreinem Quarzglas wird das Licht durch Totalreflexion geführt, ähnlich wie in einem endlosen Spiegel-Tunnel. Ein hauchdünner Mantel sorgt dafür, dass die Strahlen nicht entweichen, sondern verlustarm ans Ziel gelangen. Dadurch bleibt das Signal auch über viele Kilometer stabil.

Von der Wohnung führt die Leitung durch Wände und Keller bis zum Hausanschluss und von dort in ein Leerrohr unter der Straße. Damit das funktioniert, müssen Leitungen verlegt oder vorhandene Kanäle genutzt werden – oft über Mikrorohre, die später mit Glasfasern befüllt werden. So lassen sich Netze effizient erweitern, ohne jede Straße aufreißen zu müssen. „Der Großteil der verwendeten Kabelinfrastruktur besteht heute bereits aus Glasfaser, welche Schritt für Schritt die verbliebenen Kupfernetze ersetzen“, sagt Markus Ritzer, Abteilungsleiter Netze.

 

Nahtstellen unter der Straße

Unter Gehwegen und Straßen bündeln sich die Leitungen vieler Häuser. An den Übergängen sitzen Aufteilungsmuffen – schwarze, wasserdichte Gehäuse. Sie wirken unscheinbar, sind aber entscheidend. Drinnen werden Glasfasern präzise verschweißt und in Kassetten geordnet. Diese Arbeit erfordert Fingerspitzengefühl: Mit speziellen Spleißgeräten werden die Enden der Fasern so exakt miteinander verbunden, dass das Licht ohne Verlust hindurchgleitet.

„Das ist die unsichtbare Naht im Netz“, erklärt Sebastian Schöberl, Abteilungsleiter Glasfaserausbau. „Ohne Aufteilungsmuffen gäbe es keine stabilen Anschlüsse. Jede dieser Nahtstellen trotzt Regen, Frost und Hitze – und sorgt dafür, dass ein ganzes Wohngebiet zuverlässig online bleibt.“

 

Im Netzknoten: Sortieren in Millisekunden

Sind die Daten aus der Straße weitergeleitet, landen sie im Netzknoten. Von außen nichts Besonderes, innen das Herz des digitalen Lebens: hohe Netzwerkschränke, Tonnen an Kabelbündeln, blinkende LEDs. Hier treffen die Datenströme vieler tausend Haushalte zusammen. „Man kann sich das vorstellen wie ein Postzentrum“, sagt Martin Ahorn, Bauleitung Glasfasergebäudenetze. „Jedes Datenpaket trägt eine Adresse, und hier wird entschieden, welchen Weg es nimmt.“ Router und Switches wählen innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde die schnellste Route, wechseln notfalls, wenn eine Verbindung blockiert ist. Für die Nutzer bleibt davon nichts sichtbar – außer, dass alles funktioniert.

Damit das klappt, muss im Netzknoten absolute Stabilität herrschen. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind überwacht, die Stromversorgung mehrfach abgesichert, Systeme registrieren kleinste Abweichungen. „Unsere Aufgabe ist es, die Komplexität unsichtbar zu halten“, erklärt Markus Ritzer, Abteilungsleiter Netze. „Ob eine Mail nach München oder ein Video nach New York geht – für die Nutzer darf es keinen Unterschied machen. Jeder Klick muss zuverlässig ankommen.“

 

Vom Netzknoten in die Welt

Im Netzknoten endet die Reise noch nicht. Von hier aus geht es weiter in die großen Backbone-Netze, die Städte, Länder und Kontinente miteinander verbinden. Solche Datenautobahnen bestehen ebenfalls aus Glasfasern – nur deutlich stärker gebündelt. Sie verlaufen entlang von Autobahnen, Bahntrassen oder quer durch Europa.

Und sogar die Ozeane sind längst durchzogen von Glasfasern: Mehr als 500 Unterseekabel liegen auf dem Meeresgrund und verbinden Kontinente miteinander. Die meisten dieser Leitungen spannen sich über mehrere tausend Kilometer und tragen unvorstellbare Datenmengen – vom Videoanruf in Regensburg bis zur Börsennachricht aus New York. Damit ist die weltweite Kommunikation heute fast vollständig auf Glasfaser angewiesen.

 

Unsichtbare Verantwortung

Bevor der erste Haushalt online ist, steckt enorme Vorarbeit darin: Trassen werden geplant, Rohre verlegt, Kabel eingeblasen, jeder Meter dokumentiert. Dabei kommt eine Technik zum Einsatz, die von außen kaum sichtbar ist: Die Glasfasern werden mit Druckluft in die Mikrorohre eingeblasen, oft über Strecken von mehreren Hundert Metern. So lässt sich die Leitung schnell und effizient verlegen, ohne dass für jede Verbindung Straßen großflächig geöffnet werden müssen. Dieses Verfahren schont Straßenbeläge, spart Zeit – und sorgt dafür, dass Glasfasernetze zügig wachsen können. „Wir bauen so, dass es auch in Jahrzehnten noch trägt“, betont Ritzer. „Denn der Datenbedarf wächst ständig – in Schulen, Kliniken, Unternehmen und Familien. Glasfaser ist deshalb längst der Standard moderner Netze.“

Wilhelm Binder, Leiter Produkt und Organisation, bringt es auf den Punkt: „Die Internetverbindung ist heute nicht nur Kommunikationsgut, sondern ebenso Produktionsgut und für wesentliche Funktionen der Gesellschaft notwendig. Zugleich wollen die Menschen nicht über die Nutzung nachdenken, sie muss einfach da und möglich sein – daran arbeiten wir täglich und genau das ist unser Ziel.“

Am Ende ist das Internet keine Magie, sondern eine unsichtbare Infrastruktur. Vom Klick in der Wohnung über Hausanschlüsse, Muffen und Netzknoten bis in weltweite Netze – jeder Schritt ist geplant und gebaut, damit er reibungslos läuft. Wer die Technikräume und Kabel sieht, erkennt vielleicht nur Geräte. Wer genauer hinsieht, versteht: Hier schlägt das Rückgrat unseres digitalen Alltags.

 

Foto: Sebastian Schöberl (R-KOM)

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