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08.09.2023
Mit der BREKO Marktanalyse 2023 zeigt der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO), dass Deutschland mit einer Glasfaserabdeckung von 35,6 Prozent (Stand 30. Juni 2023) auf einem guten Weg ist, die Ausbauziele der Bundesregierung zu erreichen. Mit Rekordinvestitionen sorgen die Wettbewerber der Telekom für hohes Tempo beim Netzausbau, insbesondere im eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. Neben seit Langem bestehenden Hürden wie Fachkräftemangel und langsamen Genehmigungsverfahren droht insbesondere der taktische Doppelausbau von Glasfasernetzen zur Ausbaubremse zu werden.
Gemeinsam mit dem Telekommunikationsexperten und Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Jens Böcker hat der Bundesverband Breitbandkommunikation (BREKO) kürzlich eine aktuelle Analyse zum Stand des Glasfaserausbaus in Deutschland vorgestellt. Neben Daten der mehr als 240 im BREKO organisierten Netzbetreiber basiert die BREKO Marktanalyse 2023 auf Ausbauzahlen aller relevanten, am Glasfaserausbau in Deutschland beteiligten Unternehmen und ist damit repräsentativ für den deutschen Telekommunikations- und Glasfasermarkt. Die Ausbauzahlen geben den Stand Ende Juni 2023 wieder. Neben bundesweiten Daten enthält die Analyse auch Zahlen zum Stand des Glasfaserausbaus in den Bundesländern.
Studienautor Prof. Dr. Jens Böcker hebt die beachtlichen Fortschritte des Glasfaserausbaus in den vergangenen zwölf Monaten hervor: „Angesichts zahlreicher Herausforderungen legen die Unternehmen im Glasfaserausbau weiterhin ein gutes Tempo vor: Dank 4,6 Millionen neu erschlossener Haushalte, Unternehmen und öffentlicher Einrichtungen ist die Glasfaserquote seit Juni 2022 um neun Prozentpunkte auf 35,6 Prozent gestiegen.“ Damit sind Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude oder die Wohnung für 17,3 Millionen Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen verfügbar – mehr als ein Drittel Deutschlands.
Mit Bezug auf die Prognose der BREKO Marktanalyse 2023, dass je nach Rahmenbedingungen bis 2025 eine Glasfaserabdeckung Deutschlands zwischen 46 und 60 Prozent erreicht wird, kommentiert BREKO-Präsident Norbert Westfal, Sprecher der Geschäftsführung bei EWE Tel: „Mit Investitionen von mehr als acht Milliarden Euro haben die Wettbewerber der Telekom 2022 ein klares Bekenntnis zum flächendeckenden Netzausbau und zum Standort Deutschland abgegeben. Damit ist die Branche trotz zahlreicher Herausforderungen weiter auf einem guten Weg, die Ziele der Bundesregierung zu erreichen, 2025 die Hälfte und bis 2030 ganz Deutschland mit Glasfaser zu versorgen. Um das aktuelle Tempo zu halten, brauchen wir jedoch optimale Rahmenbedingungen für den starken eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau. Bund, Länder und Kommunen sollten insbesondere Bürokratie abbauen, indem sie die flächendeckende Digitalisierung der Genehmigungsverfahren auf Basis des Breitbandportals forcieren. Um die Verfahren zusätzlich zu beschleunigen, sollte das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) seinen gestern veröffentlichten Entwurf des Netzausbau-Beschleunigungsgesetzes in einem wichtigen Punkt überarbeiten: Der Glasfaserausbau sollte nicht nur als ‚im öffentlichen Interesse‘ definiert werden, sondern als ‚im überragenden öffentlichen Interesse‘ – analog zum Ausbau der erneuerbaren Energien.“
Weitere Hürden, die das Best-Case-Szenario von 60 Prozent Glasfaserabdeckung im Jahr 2025 verhindern könnten, umfassen den akuten Fachkräftemangel, gestiegene Ausbaukosten und Kaufzurückhaltung aufgrund der weiter hohen Inflation. Die größte Bedrohung für einen schnellen flächendeckenden Glasfaserausbau stellt aktuell jedoch der angekündigte oder tatsächliche Glasfaser-Doppelausbau durch die Telekom dar. Nach Erkenntnissen des BREKO waren davon bis Juli 2023 alle Flächenländer betroffen, 223 Kommunen, die meisten davon in Nordrhein-Westfalen und Bayern, sowie 74 Wettbewerber der Telekom. In zwölf Prozent der Fälle hat ein Wettbewerber sein Ausbauvorhaben bereits teilweise oder vollständig zurückgezogen. In jedem zehnten Fall wird sogar ein Glasfasernetz überbaut, das mit staatlichen Fördermitteln finanziert wurde.
„Die Wettbewerber der Telekom zeichnen für zwei Drittel des Glasfaserausbaus verantwortlich und leisten damit einen ganz entscheidenden Beitrag zur Schaffung einer nachhaltigen digitalen Infrastruktur für ganz Deutschland. Die Grundlage für diesen Erfolg sind faire Wettbewerbsbedingungen. Aktuell bedrohen jedoch die uns gemeldeten Fälle von Glasfaser-Doppelausbau durch Telekom und Glasfaser Plus in mehr als 220 Kommunen aller Flächenländer diese Grundlage. Jetzt müssen Bundesregierung und Bundesnetzagentur umgehend Gegenmaßnahmen ergreifen, um die Erreichung der politischen Ausbauziele nicht zu gefährden,“ fordert BREKO-Geschäftsführer Dr. Stephan Albers.
Die Marktanalyse zeigt deutlich die wachsende Bedeutung von Open Access, der Öffnung bestehender Glasfasernetze für andere Anbieter, für die der BREKO in der vergangenen Woche eine konkrete Definition vorgelegt hat, um die Basis für einen Branchenstandard und noch mehr Open Access Kooperationen zu legen. 71 Prozent der im BREKO organisierten Netzbetreiber bieten interessierten Diensteanbietern bereits Zugang zu ihren Glasfasernetzen und erwirtschaften damit durchschnittlich 18 Prozent ihres Gesamtumsatzes. 22 Prozent planen, künftig Open Access anzubieten. Denn knapp drei Viertel der Unternehmen erwarten einen starken Bedeutungszuwachs des Open Access Geschäfts. „Taktischer Doppelausbau von Glasfasernetzen ist volkswirtschaftlich unsinnig und es existiert bereits eine funktionierende Alternative, um fairen Wettbewerb zu ermöglichen: Immer mehr Unternehmen schließen Open Access Vereinbarungen und erhöhen dadurch die Auslastung bestehender Netze, während Endkundinnen und Endkunden von einer größeren Anbietervielfalt profitieren,“ fasst Albers die Vorteile von Open Access zusammen.
Auf der Basis aktueller Zahlen des BMDV gibt die BREKO-Marktanalyse auch einen Einblick in den Stand der Gigabitförderung des Bundes: Von den seit 2015 vom Bund zur Verfügung gestellten 17 Milliarden Euro an Bundesfördermitteln für den Glasfaserausbau waren bis August 2023 13 Milliarden vorläufig für konkrete Ausbauprojekte bewilligt, aber erst 3,5 Milliarden – gut 20 Prozent – ausgezahlt. In Verbindung mit dem Ergebnis der im Auftrag des BMDV erstellten Potenzialanalyse, dass 91 Prozent der deutschen Haushalte, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen eigenwirtschaftlich mit Glasfaser erschlossen werden können, führt diese Bilanz zu einem klaren Fazit: Staatliche Fördermaßnahmen ergänzen den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau, um Flächendeckung zu erreichen, sind aber kein probates Mittel, um den Ausbau zu beschleunigen.
Ein weiteres Schwerpunktthema der BREKO Marktanalyse 2023 ist die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Telekommunikationsbranche. Böcker: „Nachhaltigkeit rückt erkennbar in den Fokus der Telekommunikationsunternehmen, was bereits zu zahlreichen Maßnahmen geführt hat. Die Branche ist pro-aktiv und diskutiert einen eigenen Industriestandard für Nachhaltigkeit.“ Die BREKO Marktanalyse 2023 kann hier heruntergeladen werden: https://www.brekoverband.de/schwerpunkte/breko-marktanalyse/
Als führender Glasfaserverband mit über 450 Mitgliedsunternehmen setzt sich der Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO) erfolgreich für den Wettbewerb im deutschen Telekommunikationsmarkt ein. Seine Mitglieder setzen klar auf die zukunftssichere Glasfaser und zeichnen für 67 Prozent des Ausbaus von Glasfaseranschlüssen in Deutschland verantwortlich. Die mehr als 240 im Verband organisierten Telekommunikations-Netzbetreiber versorgen sowohl Ballungsräume als auch ländliche Gebiete mit zukunftssicheren Glasfaseranschlüssen. Dafür haben sie im Jahr 2022 4 Mrd. Euro investiert. Weitere Informationen finden Sie unter brekoverband.de.